Nasskleber

29. April 2014 von Laborjournal

Manchmal kommt es anders, als man denkt. Dieser so banal klingende Alltags-Spruch bekommt in der Forschung öfter ein ganz eigenes Gewicht. So auch bei einer Studie aus dem letzten Jahr, ob Geckos auch an Teflon kleben können (PNAS 110(16):6340-5).

Dass selbst die Weltmeister des Deckenlaufens an Antihaft-Beschichtungen aus Polytetrafluorethylen immer wieder abrutschen, war bereits getestet und bekannt. Geckos halten sich an glatten Flächen nicht durch Haftreibung, sondern durch Van-der-Waals-Kräfte, die zwischen den Härchen an den Unterseiten ihrer Zehen und der Oberfläche wirken. Diese Kräfte sind bei Teflon jedoch so gering, dass der Gecko herunterfällt.

Und wenn das schon an der Luft der Fall ist, dann sollte es den Kletterakrobaten mit Wasser-beschichtetem oder gar gänzlich untergetauchtem Teflon noch schlechter ergehen. Dies schien allen so selbstverständlich, dass es auch niemand explizit testete. Bis es der Biologie-Student Nicholas Wucinich von der University of Akron/Ohio zusammen mit der Doktorandin Alyssa Stark doch einfach tat. Und siehe da — war die Teflonschicht mit einem Wasserfilm überzogen, hafteten die Geckofüße plötzlich viel besser als ohne.

Eine Erklärung dafür präsentierten die Beiden bisher noch nicht. Zumindest eine Moral aus der Geschichte hat Alyssa Stark aber schon gezogen: „Hört ruhig auf Eure Studenten!“

Kooperationen klappen — oder nicht!

23. April 2014 von Laborjournal

Folgende Anekdote gestern am Telefon gehört [Namen geändert!]:

Forscher Müller hat eine Kooperation mit Meier. Eines Tages erhält Müller überraschend ein Manuskript von Meier. Er finde, dass die gemeinsamen Daten inzwischen für eine „nette, kleine Publikation“ reichen, schreibt Meier dazu. Müller findet das nicht. Er schreibt zurück, dass er lieber noch die ein oder andere Testreihe durchziehen wolle, um der „Story“ mehr Substanz zu verleihen. Meier entgegnet, dass dies seiner Meinung nach unnötig sei — die Geschichte wäre auch so schon klar. Und überhaupt habe dessen Gruppe ja nur etwa zwanzig Prozent zum aktuellen Manuskript beigetragen. Wenn er die jetzt wieder rausnehme und ein paar kleine Experimente selber mache, könne er das Paper auch gut ohne ihn veröffentlichen. „Tu, was Du nicht lassen kannst“, schreibt Müller sinngemäß zurück — und schmeißt das Manuskript in den Müll.

Einige Wochen später erhält Müller Post vom Journal of Any Results. Darin ein Manuskript samt einem Brief mit der Bitte, es für eine mögliche Publikation zu begutachten. Korrespondierender Autor des Manuskripts:… Meier.

Wie er jetzt mit dem Manuskript verfahren werde, wisse er noch nicht, erzählte uns Müller. Wahrscheinlich werde er es aber zurückschicken — mit dem Hinweis, dass er es wegen Befangenheit nicht begutachten kann.

Und die Moral von der Geschicht‘: Kooperationen klappen — oder nicht!

(Illustration: graphicgeoff / Fotolia.com)

 

Zitat des Monats (13)

28. Juni 2013 von Laborjournal

Max Perutz, Chemie-Nobelpreisträger 1962 und Gründungsdirektor des berühmten Laboratory of Molecular Biology (LMB) in Cambridge, formulierte im Rückblick folgende Prinzipien für das Leiten eines produktiven Forschungsteams:


Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (13)

30. April 2012 von Laborjournal

Über die Anfälligkeit des Peer Review-Systems für Willkür und Missbrauch wird ja immer wieder geschrieben (siehe etwa hier oder hier). Und oft bleibt als Fazit: Solange Gutachter aus Fleisch und Blut über eingereichte Artikel entscheiden, wird man in dem System trotz aller Mühen immer wieder menschlichen Schwächen und Verfehlungen bis hin zu üblen Machenschaften begegnen.

Manchmal kommt es daher ganz besonders krass. Wie etwa in folgendem Fall: In einem kleinen, überschaubaren Feld bekommt jemand ein Paper zur Begutachtung. Trotzdem es anonymisiert ist, erkennt der Gutachter das Labor — und da er dort erst kürzlich zu Besuch war, weiß er auch, dass die Daten fast ausnahmslos aus der Arbeit eines frisch gebackenen PhDs stammen. Er empfiehlt das Paper schließlich zur Veröffentlichung, allerdings nach einigen kleinen Revisionen.

Monate später trifft er den PhD bei einem Meeting, offenbart sich als einer der Gutachter und fragt, wann das Paper denn nun endlich erscheinen würde. Diesen Beitrag weiterlesen »