Der sanfte Homo sapiens

28. Oktober 2014 von Kommentar per Email

Schuldet der moderne Mensch viele seiner Eigenschaften einer evolutionären „Verweiblichung“ durch Selbstdomestikation? Unser Autor Leonid Schneider mit einem Kongessbericht aus „dritter Hand“ zum Thema.

Jede menschliche Kultur betont die Sonderstellung unserer Spezies im Vergleich zu den anderen „wilden Bestien da draußen“ — oftmals geradezu zwanghaft. Denn, anders als es wilden Tieren wie etwa den Wölfen unterstellt wird, gehen wir ja nicht dauernd mit Zähnen und Klauen aufeinander los. Psychologen bezeichnen diese gruppeninterne Aggression als „reaktiv“. Damit wären wir eher den von Wölfen abstammenden und durch Domestikation friedlich gewordenen Hunden ähnlich.

Wie Science berichtet, wurde genau diese Theorie gerade erst auf dem Symposium „Domestication and Human Evolution“ am Salk Institute in Kalifornien frisch diskutiert. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche hatten sich dort unter anderem getroffen, um ihre Daten und Meinungen zu der Theorie zusammenzutragen, dass die Vorfahren des Homo sapiens sich im Laufe ihrer Evolution selbst domestiziert hätten. Dies hätte dann nicht nur unser Verhalten, sondern auch unser Aussehen verändert. Und nicht zuletzt hätte das friedliche Sozialleben der immer größer werdenden Gemeinschaften von Frühmenschen auch das entwicklungsbiologische und genetische Make-up des modernen Menschen mitgeprägt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Armer Hund

26. April 2012 von Laborjournal

Haustiere gehören ja eigentlich nicht ins Labor. Aber den lieben Hund den ganzen Tag allein zu Hause lassen — das will man ja auch nicht. Also, Verbot hin oder her: Bello kommt mit!

Ob der Hund der ehemaligen Münchnerin Birgit Puschner, jetzt an der University of California in Davis, nun „Bello“ hieß, ob es gar überhaupt ihr Hund war — das alles ist nicht gewiss. Sicher ist jedoch, dass da ein Hund in ihrem Labor war. Und der konnte offenbar den leckeren Düften nicht widerstehen, die seine feine Nase aus der Laborküche einfing. Er schlich also hinein und fraß kräftig Agar von den frisch gestapelten Platten. Dumm nur, dass einige davon giftiges Thallium-Acetat enthielten. Entsprechend groß war wohl die Aufregung, als man das Malheur mitsamt dem mittlerweile sicherlich schon leidenden Tier entdeckte.

Was aber machte Frau Puschner aus dem Zwischenfall? Ein Paper! Diesen Beitrag weiterlesen »

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (2)

16. November 2010 von Laborjournal

Der Anteil geht gegen Null — aber es gibt doch einige wenige, die sich ihren ganz eigenen Spaß mit dem Autoren- und Referenzwesen von biomedizinischen Veröffentlichungen leisten.

Das womöglich bekannteste Beispiel lieferte Sydney Brenner (Nobelpreis 2002). In einem Manuskript, das er an die Royal Society of London schickte, hatte er mitten im Text geschrieben: „Leonardo da Vinci (personal communication).“ Als sich daraufhin der Editor bei ihm beschwerte, soll Brenner kurzerhand zurückgegeben haben: „Das ist ein neuer italienischer Postoc in meinem Labor“.

Die US-Immunologin Polly Matzinger dagegen nahm in einem theoretischen Paper, das sie 1978 im Journal of Experimental Medicine veröffentlichte, ihren Hund, einen Afghanen mit dem Namen „Galadriel Mirkwood“, als Koautor mit auf. Nachdem dies herauskommen war, verbannte der damalige Chief Editor die Autorin Polly Matzinger bis zu seinem Tode aus „seinem“ Journal. Matzinger selbst rechtfertigte ihren „Streich“ mit dem Hinweis, dass ihr Hund zu diesem Paper doch auch nicht weniger beigetragen habe als viele andere Autoren jeweils zu ihren Veröffentlichungen.

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