„Die Firma lügt einen glatt an!“

21. Februar 2014 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Prof. F. Rust, Zytostatisches Institut Universität Nullwachsingen.

LJ: Hallo Frau Rust, wie geht’s den Zellen?

Rust: Sie wachsen wieder. Endlich! Fast ein ganzes Jahr hat uns diese blöde Firma gekostet…

LJ: Wie bitte? Das hört sich interessant an…

Rust: Interessant? Ein schmeichelhafter Begriff für eine Zeit, in der nichts mehr ging. Von einem Tag auf den anderen wuchsen unsere Zellen nicht mehr, von Differenzieren ganz zu schweigen. Und wir kamen und kamen nicht dahinter, warum…

LJ: Muss doch letztlich irgendwie an dem Medium gelegen haben, oder?

Rust: Ja, sicher. Monatelang wuchsen die Zellen in einem ziemlich teuren Medium, dem wir noch ein paar „Supplements“ zugesetzt hatten. Natürlich habe ich gleich bei der Firma nachgefragt. Aber die haben nur gesagt, sie hätten nichts an dem Medium geändert. Und im Übrigen würden sie es immer wieder stichprobenartig testen…

LJ: Und dann…?  Diesen Beitrag weiterlesen »

Etiketten ohne Info

15. Mai 2012 von Kommentar per Email

Es geht um Molekulargewichte und wofür wir sie im Labor brauchen. Für die meisten Wissenschaftler sind Molekulargewichte nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit auf dem Weg, eine Lösung bestimmter Molarität herzustellen — oder gar einen Puffer zu mixen. Und genau dies stand kürzlich mal wieder an…

Konkret wollte ich im Wägeraum eine Lösung aus zwei Substanzen in jeweils verschiedener Molarität ansetzen. Beide Reagenzien standen dort in den gewohnten weißen Gefäßen mit rotem Deckel — und beide offenbar erst seit kurzer Zeit. Dies war offensichtlich, da sich neuerdings die Chemikalien des betreffenden Unternehmens durch das Fehlen einer entscheidenden Informationen auf Etikett oder Verpackung auszeichnen — weit und breit keine Angabe des Molekulargewichts.

Ich wägte meine Optionen ab. Ich konnte entweder zurück ins Labor latschen und nach Chemikalien-Handbüchern suchen, oder ich konnte in mein Büro gehen und die gewünschten Molekulargewichte im Internet recherchieren. Während ich noch unentschlossen die Regale anstarrte, fiel mein Blick plötzlich auf ein paar alte Kataloge, die sich in einer Ecke versteckten. Ich blätterte also die Monster-Schinken durch — und fand eines der gesuchten Gewichte. Die andere Substanz war jedoch nirgendwo aufgeführt.

Also wanderte ich schließlich doch den ganzen Weg zu meinem Büro am anderen Ende des Gebäudes zurück Diesen Beitrag weiterlesen »

Analytica-Tagebuch 2012 (II)

19. April 2012 von Laborjournal

Es ist Mittwoch abend, und soviel ist schon mal klar: Der Besucherandrang hat enorm zugenommen. Seit Stunden drängen sich die Massen über die bunten Teppiche, und per Flurfunk gelangen immer neue Geschichten an die Ohren der anwesenden Laborjournal-Redakteure.

Ein herrlich komisches, doch leider namenloses Duo: Wer kann helfen?

Etwa die, dass es das frühere Schwergewicht aus Heidelberg, den Gerätebauer Febit, tatsächlich noch gibt – zumindest als dramatisch geschrumpfte Nachfolgefirma und ohne Gerätebau. Dies ist zwar schon seit dem 1. Dezember 2011 der Fall, doch so richtig mitbekommen hat es außerhalb Heidelbergs kaum jemand.

Also: Die Restmasse der Febit Biomed GmbH nennt sich jetzt „Comprehensive Biomarker Center Gmbh“ (CBC) und analysiert für ihre Kunden microRNA-Biomarker. Der Apparatebau rund um die einst hochgelobte Geniom-Plattform hingegen ist endgültig passé. Die um ihr Gründerduo Peer und Cord Stähler sowie 65 deutsche Mitarbeiter erleichterte Firma Diesen Beitrag weiterlesen »

Verdünnt schmeckt wirklich ALLES…

20. August 2011 von Laborjournal

… nach NICHTS. Jedenfalls wenn man homöopathisch verdünnt. Und wirken kann dann — rein physikalisch-chemisch gesehen — auch nichts mehr! Doch hüte man sich davor, dies in Zusammenhang mit homöopathischen „Medikamenten“ zu behaupten. Gerade erst hat eine französische Firma einem italienischen Blogger mit Klage gedroht, da dieser in zwei Beiträgen behauptete, dass eines ihrer homöopathischen Produkte bei derart starker Verdünnung nicht wirken könne.

Da Näheres über diesen „Fall“ unter anderem bereits hier, hier, hier und hier steht, bringen wir an dieser Stelle einfach nur folgendes Video zum Thema:

(von hier)

Und wer noch mehr davon mag, hier noch ein quasi inhaltsgleiches Video mit einer… ähem… noch krasseren Ausgangssubstanz: Diesen Beitrag weiterlesen »

Bessere Blätter

1. April 2011 von Laborjournal

Wenn man’s doch nur wie die Pflanzen machen könnte. Ein bisschen Sonnenlicht, dazu noch Wasser und Kohlendioxid, und schon machen ihre Chloroplasten damit — Energie.

Kein Wunder, versuchen schon lange viele Forscher den Pflanzen ihre „Blättertricks“ abzuschauen, um synthetische „Photosynthese-Kraftwerke“ für die Energiegewinnung zu entwickeln. Denn erstens: Gelänge es tatsächlich, solche „Photosynthese-Reaktoren“ mit genügender Energieeffizienz auf wirtschaftlich erschwingliche Weise zu betreiben, wären Atomkraftwerke womöglich endgültig Schnee von gestern. Und zweitens: Wer es schafft, wird ziemlich sicher reich und berühmt. Allerdings, bislang gibt es allenfalls Anfangserfolge (siehe etwa hier und hier).

Den neuesten Vorstoß in diese Richtung verkündete jetzt Daniel Nocera vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, auf der Frühjahrskonferenz der American Chemical Society in Anaheim, Kalifornien. Er stellte dort ein „künstliches Blatt“ von der Größe einer Spielkarte vor, auf dessen einer Seite Siliziumscheiben das Sonnenlicht absorbieren und die Lichtenergie an Katalysatoren aus Nickel und Kobalt auf der anderen Seite weiterleiten. Diesen Beitrag weiterlesen »

Gen-Patent gekippt

15. April 2010 von Laborjournal

Nach über zwölfjährigem Hickhack kippte Ende März ein US District Court in New York die Patente der Firma Myriad auf die Brustkrebs-Gene BRCA 1 und 2 (siehe hier und hier). Gründe dafür gibt es einige. Erst kürzlich etwa beschrieben US-Forscher in Genomics (Epub ahead of print) just am Beispiel von BRCA1, wie absurd solche Patente auf menschliche Gene in ihren Applikationen tatsächlich sein können  (siehe unten). Der englische Wissenschaftsautor Ben Goldacre referierte das Paper in seiner Guardian-Kolumne „Bad Science„, und Christine Käppeler übersetzte den Text für die Wochenzeitung Der Freitag („Ihr Gen gehört uns“).  Am Ende des Artikels heißt es:

Unlängst erschien in der Zeitschrift Genomics ein Paper mit dem Titel „Metastasizing patent claims on BRCA1“. Es geht dem tatsächlichen Ausmaß der Patente nach, die auf das BRCA1-Genom 1998 gewährt wurden. Was dabei herausgefunden wurde, ist wirklich absurd. Diesen Beitrag weiterlesen »