Ich nehm‘ das Gen, Du das Produkt

26. August 2014 von Laborjournal

Manchmal kann man nur staunen, welche Wege Gene im Laufe der Evolution gehen.

Gut geeignet dazu ist etwa das Szenario, das japanische Forscher unlängst in der unscheinbaren Erbsenlaus Acyrthosiphon pisum vorfanden.

Bereits zuvor war bekannt, dass die Läuse in speziellen Zellen, sogenannten Bakteriozyten, Bakterien der Art Buchnera aphidicola beherbergen. Dort verstoffwechseln diese, quasi als „Verdauungshelfer“, so einige Nahrungsbestandteile für ihren Wirt.

Diese Endosymbiose funktioniert schon seit 100 Millionen Jahren — und das offenbar so gut, dass die Bakterien außerhalb ihres Wirtes gar nicht mehr leben können. Was nicht verwundert, denn wie es bei parasitischen und endosymbiotischen Lebensweisen die Regel ist, hat auch Buchnera sein Genom inzwischen von einer ganzen Reihe ungebrauchter Gene bereinigt.

Die Japaner selbst hatten bereits in einer früheren Studie gezeigt, dass die Erbsenlaus-Vorfahren mindestens zwölf Gene bakteriellen Ursprungs durch horizontalen Gentransfer in ihr Genom integrierten. Sieben davon exprimieren sie spezifisch in ihren Bakteriozyten — was darauf hindeutet, dass sie für ihre Buchnera-„Dauergäste“ essentiell sind. Diesen Beitrag weiterlesen »

Endosymbiose auf frischer Tat ertappt

7. Dezember 2012 von Laborjournal

Da wir’s gerade sowieso mit Evolutionsthemen haben: Ein weiteres ist die Endosymbiontentheorie. Es gibt ja immer noch viele, die sagen: Nettes Konzept, durchaus mit einigen Indizien — aber immer noch nicht bewiesen.

In Nature veröffentlichte jetzt ein Team aus aller Herren Forscherländer ein weiteres starkes Indizien-Paper: „Algal genomes reveal evolutionary mosaicism and the fate of nucleomorphs“ (doi:10.1038/nature11759). Darin beschreibt die Schar aus über 70 Autoren die Sequenzierung sowohl der Cryptophyceen-Alge Guillardia theta, wie auch der amöboiden Grünalge Bigelowiella natans von den Chlorarachniophyta.

Was können uns diese beiden marinen Einzeller zur Endosymbiontentheorie sagen? Viel. Denn beide besitzen neben dem eigenen Kern noch ein weiteres diskretes Plastiden-Kompartiment, in das noch der Rest eines anderen Kerns — ein sogenannter Nucleomorph — mit eingeschlossen ist.  Diesen Beitrag weiterlesen »