Wann ist ein Autor ein Autor?

14. Juni 2012 von Karin Hollricher

GhostwriterWie viel Input muss ein Forscher in eine Publikation geben, um sich Autor derselben nennen zu dürfen? Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, weil es nämlich Firmen gibt, die professionelles wissenschaftliches Schreiben anbieten.

Einen solchen Service haben beispielsweise Frank G. Holz, Direktor der Universitätsaugenklinik Bonn, sowie sein Kollege Carsten H. Meyer in Anspruch genommen. Und zwar für die Erstellung eines Reviews für die zum Nature-Verlag gehörenden Zeitschrift Eye über die Behandlung der feuchten Form altersabhängiger Makuladegeneration mit zwei verschiedenen Antikörpern.

Ganz am Ende des Artikels, nach den Referenzen, verkünden die beiden Autoren den Umfang des eingekauften Services:

This service encompassed the preparation of a first draft, editing, checking content and language, formatting, referencing, preparing tables and figures, and incorporating the authors’ revisions, all carried out under our direction.

Da fragt man sich natürlich, was denn die Herren Meyer und Holz an dem Manuskript selber getan haben, Diesen Beitrag weiterlesen »

Die besten neuen Arzneien

11. Februar 2011 von Laborjournal

Vor knapp zwei Wochen fragte Derek Lowe in seinem Blog In the Pipeline:

What’s the Most Worthwhile New Drug Since 1990?

Knapp 60 Antworten bekam er darauf. Und auch wenn die ein oder andere Antwort durchaus subjektiv gefärbt ist, haben wir die so entstandene Liste mal zusammengefasst. Also, los geht’s:

  • Statine wie Simvastatin und Atorvastatin/Lipitor (Cholesterin-Senker)
  • TNFalpha-Inhibitoren wie Enbrel, Humira, etc. (Rheumatoide Arthritis)
  • Antiretrovirale Medikamente (Anti-HIV) wie Azidothymidin (AZT), 3TC, Atripla, Nevirapine, Tenofovir
  • Gleevec/Imatinib (Kinase-Inhibitor — Leukämie und versch. Tumoren)
  • Artemisinin (sekundärer Pflanzenstoff — Malaria)
  • Oseltamivir und Zanamivir (Neuraminidase-Hemmer — Grippe)
  • Herceptin (HER2/neu-Rezeptor-Antikörper — Brustkrebs, Magenkrebs)
  • Rituximab/Rituxan/MabThera (Anti-CD20-Antikörper — Leukämien, Rheuma, Autoimmunkrankheiten)
  • Saquinavir (HIV-Protease-Inhibitor — AIDS)
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Bombe geplatzt: Roche gibt RNAi auf

19. November 2010 von Laborjournal

Das ist der Biotechhammer des Jahres: Roche kippt seine komplette RNAi-Forschung und gibt gleichzeitig auch die Entwicklung von RNAi-Therapeutika auf. Der Kulmbacher Standort, bis vorgestern (17. November) noch marketinggerecht als „Center of Excellence for RNA Therapeutics“ bezeichnet und damit das erklärte Prunkstück der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, steht damit vor dem urplötzlichen Aus. In der Roche-Pressemeldung von vorgestern liest sich das so:

Roche announces implementation plans for its Operational Excellence Program. [The] measures aim to strengthen innovation and ensure sustained success in a fast changing market environment.

Äh — „Innovation und Exzellenz“ stärken dadurch, dass man die „innovative und exzellente“ RNAi-Technologie in die Tonne kickt? Ist die nobelpreisgekrönte und in-den-Himmel-gehypte Technologie ab sofort also nicht mehr „exzellent und innovativ“? Egal, lesen wir weiter: Diesen Beitrag weiterlesen »

Das ist der Rhythmus, wo ich mit muss

15. Oktober 2010 von Laborjournal

Weil’s so schön war, gleich noch was zum Schunkeln. Nicht gerade meine Sorte Musik; trotzdem musste ich ab 0:55 min tierisch grinsen. Comedy pur.

Perrigo Dancing Scientists

Aber Vorsicht: kommerziell — das Video ist Guerilla-PR für einen US-Pharmakonzern. Also nicht beeinflussen lassen…

Schweinegrippen-Schweinerei?

2. Dezember 2009 von Laborjournal

schweinegrippeSeit einigen Tagen kursiert ein Text von Polskaweb, einer „polnischen Zeitung in deutscher Sprache“, durch Foren und Blogs. Dessen Kernbehauptung:

Ein Holländer befindet sich im Fadenkreuz von Ermittlern um einen immer wahrscheinlicher erscheindenen Korruptions- und Betrugsskandal von nie dagewesenem Ausmaß. Der Mann heisst Albert Osterhaus und ist Professor für Virologie am Klinikum der Erasmus-Universität in Rotterdam. Er führt eine Gruppe von namhaften Virologen an, welche zuletzt Sars, Vogel- Robben- und Schweinegrippe in Europa salonfähig gemacht haben. Die niederländische Regierung hatte wegen zahlreichen Ungereimheiten in Zusammenhang mit den neuen Grippen einen Untersuchungsausschuss bestellt, der jetzt u.a. herausgefunden hatte, dass sich auf Osterhaus Konten „größere“ Geldeingänge befinden, welche ausgerechnet durch Hersteller von Impfmitteln gegen die Influenza A/H1N1 und A/H5N1 an ihn persönlich überwiesen worden waren. Schweine- und Vogelgrippe könnten also wie schon bereits laut gemunkelt wird, reine Erfindungen eines kriminellen Netzwerkes von Pharma- Produzenten und skrupellosen Wissenschaftlern sein, denn die Osterhaus Truppe sitzt auch in den wichtigsten Gremien der WHO.

Nun ja, Vogel- und Schweinegrippe sind sicher keine „reinen Erfindungen“ — aber gewisse Pandemie-Szenarien inklusive der „passenden“ Gegenmaßnahmen könnte man schon erheblich pushen, wenn man an den richtigen Stellen sitzt. Und das tut Albert Osterhaus zweifelsohne.

Dennoch wirkt die ganze Geschichte natürlich eher wie die Verschwörungstheorie einer — nun ja — etwas komischen Quelle. Wenn da allerdings nicht sechs Wochen vorher ein Artikel in Science erschienen wäre, der zumindest Andeutungen in ähnlicher Richtung machte. Es könnte also durchaus noch etwas nachkommen. Wir sind gespannt…


Heiligs Blechle

20. November 2009 von Karin Hollricher

Autobahn1Die Autobauer stecken viel mehr Geld in Forschung und Entwicklung neuer Vehikel als die von unzähligen Politikern als so ungemein „zukunftsträchtig“ gespriesene pharmazeutische Industrie.

Die vom Stifterverband der Deutschen Wissenschaft gestern bekanntgegeben Zahlen für das Jahr 2007 zeigen es überdeutlich: in Deutschland fährt die Autoentwicklung auf der linken Spur der Autobahn, die Forschung in der Pharmaindustrie auf der Kriechspur. Dem  Bericht nach investierte die Industrie in 2007 in Deutschland rund 42,6 Mrd. Euro. Davon gingen knapp 8 % an die Forscher in der der pharmazeutischen Industrie, rund 37  % an die Fahrzeugbau-Entwickler. Dieses Verhältnis zeigt sich auch in der Anzahl der Beschäftigten. In F&E-Abteilungen Pharma arbeiteten vor zwei Jahren etwa 6 %, im Fahrzeugbau 31 % aller in der Industrie angestellten F&E-Mitarbeiter. Sollen wir daraus schließen, dass die Zukunft deutscher Wirtschaft eben doch nicht in der Erforschung von Krankheiten und Entwicklung neuer Therapien und Wirkstoffe sondern im Fahrzeugbau liegt?

(Foto: iStockphoto / MCCAIG)

Geschönte Studie – Gestürzte Kurse – Gefeuerte Manager

30. September 2009 von Carsten T. Rees

sequeEr hätte ein Blockbuster der pränatalen Diagnostik werden können, der neue Test, den das amerikanische Unternehmen Sequenom entwickelt: Früherkennung des Down-Syndroms, nicht durch Entnahme von Fruchtwasser, sondern durch Bluttest der Schwangeren.

Bereits im April teilte das Unternehmen mit, dass es bei der Studie zu diesem Test zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Nun liegt der Abschlußbericht der damals gestarteten Studie vor. Diesen Beitrag weiterlesen »

Who you gonna call? GHOSTBUSTERS!

23. September 2009 von Laborjournal

Ghost

Zum Thema ‚Medical Ghostwriter‘ steht unter der Überschrift „Reges Treiben“ auf Seite 10 der aktuellen Laborjournal-Ausgabe:

Nicht selten verbergen sich „Geister“ hinter den Autorenlisten medizinischer Paper. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die das Journal of the American Medical Association (JAMA) kürzlich vorstellte. Über Online-Fragebögen erhielten die Autoren Antwort zu 630 Artikeln aus sechs medizinischen Top-Journalen. Ergebnis: 7,8 % davon sollen unter kräftiger Mithilfe von Ghostwritern entstanden sein. Diesen Beitrag weiterlesen »