„Einfach schlecht!“

19. Mai 2015 von Laborjournal

Arbeitsgruppen werden aufgelöst, Lehrstühle umgewidmet, Institute und Zentren geschlossen, langfristig angelegte Verbundprojekte vorzeitig abgewickelt,… All das passiert immer wieder in der Forschung. Und es ist auch ganz normal. Nur so kann man dynamisch auf aktuelle Entwicklungen reagieren — oder Projekte und Initiativen stoppen, von denen man plötzlich merkt, dass sie in der Sackgasse stecken.

Schlimm ist es natürlich für die jeweiligen Mitarbeiter, denen mehr oder weniger der Boden unter den Füßen weggezogen wird; und die den anvisierten „Auffangmaßnahmen“ oftmals berechtigterweise nur wenig trauen — wenn es denn überhaupt welche gibt.

Immer wieder haben wir daher im Laufe unserer über zwanzigjährigen Tätigkeit entsprechend empörte Anrufe von Leuten bekommen, die gerade mitgeteilt bekommen hatten, dass deren Gruppe/Institut/Projekt/… demnächst abgewickelt würde. Völlig überraschend und natürlich komplett unberechtigt. Man habe doch veröffentlicht, sei hier und da belobigt worden — und jetzt diese Katastrophe…

Unsere Frage war dann immer, welches die Begründungen für den Stopp seien. Ob es nicht einen entsprechenden Evaluierungsbericht oder eine Stellungnahme zu der Entscheidung gebe. „Ja, schon“, sagte dann meist der Anrufer. „Aber da komm‘ ich als einfacher Mitarbeiter nicht dran. Vielleicht könnten Sie da ja was rauskriegen — deswegen rufe ich ja an.“

Genau so lief vor ein paar Wochen auch das letzte derartige Gespräch ab, als uns ein betroffener Mitarbeiter wegen des vorzeitigen Endes eines interdisziplinären Zentrums anrief. Am Ende versprach unser Redakteur, „mal nachzuhaken“.

Zuerst rief unser Redakteur beim BMBF an. Den Bericht der letzten Zentrumsevaluation rückte der Mitarbeiter zwar nicht heraus, aber immerhin erfuhr er, wer der Evaluierungskommission vorsaß. Also rief er bei diesem „Vorsitzenden“ an. Das Gespräch dauerte allerdings nur knapp zwei Minuten. Als unser Redakteur geschildert hatte, dass er gerne mehr über die Gründe des Projektstopps erfahren wollte, antwortete der Vorsitzende: „Es ist zwar kein Ruhmesblatt für die Projektauswahl des BMBF, aber ich sag’s ihnen trotzdem ganz ehrlich: Die waren einfach schlecht!“

Das wäre zwar auch eine Nachricht gewesen — wir beschlossen aber dennoch, diesen „Fall“ nicht weiter zu vertiefen.

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