“Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht” — Update

24. März 2015 von Laborjournal

In unserem Post “Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht” vom 16. März zitierten wir den Direktor eines Edel-Instituts an der US-Westküste folgendermaßen zum Thema Zuverlässigkeit und Redlichkeit deutscher Postdocs und Veröffentlichungen:

In general, since you are journalist: I admire your investigative efforts. But you have to know that it was widely known that German postdocs did everything they could to get as many papers as possible published because of the pathological promotion system in Germany that puts so much insane pressure on scientists to have large numbers of papers. This led sadly to sacrificing the truth. That is why we do not trust German papers from authors with suspiciously large numbers of papers. This is an open secret.

Jetzt ergänzt er dazu:

I am fine with the quote on your blog. But for fairness, my critique is directed against the system in Germany and the undue pressure on young researchers and not the German researchers as persons. Proclivity for cheating is higher among academic M.D., less so among Ph.D, since the former have less strong a lifelong commitment to scientific truth than PhD. And yet are expected to do research only to climb up the academic ladder.

And I would like to emphasize: German postdocs are in general among the best educated, and many exhibit an idealism towards science with a natural, curiosity driven meticulous pursuit of truth that reflects centuries of tradition in classical thinking that you don’t see among postdocs from other newly developed countries. Sorry if I sound a bit racist but there are true albeit subtle differences among nations that one needs to articulate.

Mal abgesehen von der ursprünglichen Redlichkeits-Diskussion: An den erwähnten nationalen Unterschieden zwischen den Nationen ist sicher etwas dran. Wir durften das selbst mal hautnah in Dubai feststellen, wo sie mit ihrem vielen Geld natürlich auch gerne Top-Forschung etablieren wollen. Es war allzu deutlich, dass ein Volk, dessen Art zu Denken vor allem durch eine jahrhundertelange Tradition als Händler geprägt ist, ganz andere und am Ende auch größere Schwierigkeiten damit hat als beispielsweise ein Volk mit einer ähnlich langen Kulturtradition der „Dichter und Denker“.

3 Gedanken zu „“Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht” — Update“

  1. Panagrellus sagt:

    Dichter und Denker? Naaaaja, das ist lange her.
    In diesen Tagen sind wir eher das Land von Kopp-Verlag, Jauch und Bild-Zeitung. Aber das ist ein anderes Thema.

    An den „kulturellen Unterschieden“ mag schon was dran sein. Manche chinesische Forscher z.B. haben offenbar lange wirklich nicht verstanden, wieso das Kopieren eines fremden Textes (etwa für die Einleitung eines Papers) etwas Schlechtes sein soll. Und vielleicht wird an deutschen Unis wirklich noch ein wenig mehr Wert auf breites Grundwissen gelegt als anderswo (z.B. in UK), wo es nur darum geht, Studis schnellstmöglich für den Arbeitsmarkt fit zu machen.

    Aber zu dieser „deutschen Kultur“ gehören leider auch andere Sitten. Zum Beispiel, dass Abschreiben bei Prüfungen an deutschen Schulen und Unis ein Kavaliersdelikt ist, bzw. den Profs ist es einfach zu viel Ärger und Aufwand, da mal genauer hinzuschauen – auch wenn man manchmal anhand von Fehlern regelrechte „Abschreibe-Cluster“ in den Klausuren sieht. Aber da spricht keiner drüber.

    Wenn das schon im Studium keinen juckt, macht man’s später beim Zusammenbasteln von Papern halt genauso.

  2. Ralf Neumann sagt:

    Sorry, aber es geht hier nicht um Abschreiben oder andere forschungsethische Dinge. Es geht um kreatives, selbstständiges und neugieriges Nach-Vorne-Denken, das für die Forschung absolut notwendig ist. Das ist einfach weniger präsent, wenn du beispielsweise jahrhundertelang fast ausschließlich davon gelebt hast, Vorhandenes einzukaufen und teurer weiter zu verschachern. Wir dagegen haben schon seit jeher eine starke Tradition des Denkens (und des Tüftelns). Die Engländer auch, die sind hier nicht als Gegenpol gemeint.

    Und für die zeitlichen Dimensionen, von denen wir hier sprechen, ist das auch noch nicht lange her (wenn es überhaupt tatsächlich schon vorbei sein sollte). Popper ist beispielsweise gerade mal 20 Jahre tot.

  3. ceebee sagt:

    Volk. Aha.
    Der Herr ‚Direktor eines Edelinstitutes‘ wird sicher in Kürze ausgiebige Daten zur systematischen und methodisch adäquaten Bestimmung von Zuverlässigkeit und Redlichkeit vorlegen. Mit grosser Spannung erwarte ich darüber hinaus seine statistisch relevanten Untersuchungsergebnisse zur Quantifizierung und Qualifizierung nationaler Unterschiede.

    Sollte er diese Daten allerdings nicht liefern können, erlaube ich mir seine diesbezüglichen Äußerungen als ausgesprochen dumme Verallgemeinerungen zu betrachten.

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