BIOTECHNICA 2013 (1): Schwindsucht?

8. Oktober 2013 von Laborjournal

Die BIOTECHNICA 2013 ist gestartet — und das Laborjournal/Lab Times-Team ist die nächsten drei Tage mittendrin, statt nur dabei.

Rückblende: Als unser Chefredakteur Anfang des Jahrtausends seine erste BIOTECHNICA besuchte, füllten die Aussteller aus der Biotech- und Life Science-Laborausstatterszene dicht an dicht zwei komplette Hallen auf dem Hannoveraner Messegelände.

Heute: Zwischen den Ausstellern in Halle 9 ist viel Luft — breite Gänge, immer wieder großzügige Sitzecken dazwischen,… Würde man die Stände gewohnt eng zusammenpferchen, wäre die Halle wohl nur zu zwei Dritteln voll.

Dünn geworden, das diesjährige BIOTECHNICA-Ausstellerverzeichnis

Rückblende: Vor 12 Jahren hatte das Ausstellerverzeichnis noch die Dicke des letzten Harry Potter-Bandes.

Heute: Als unser Chefredakteur das aktuelle Ausstellerverzeichnis abholt, drückt ihm die Dame von der Messeaufsicht ein dünnes Heftchen in die Hand. „Äh, das ist alles?“, fragt unser Chief Ed. „Wir sind nur die BIOTECHNICA“, antwortet die Dame fast schon entrüstet. Worauf die zwei Herren nebendran herzlich auflachen und ihr erklären, dass es vor zehn Jahren nicht einfach „nur“ die BIOTECHNICA war.

Nicht wirklich gute Zeichen, wie es scheint. Bereits jetzt wird in den Gängen gemunkelt, dass die Messegesellschaft hier sicher ein dickes Minus macht. Und viele fragen sich ernsthaft, ob es eine nächste BIOTECHNICA überhaupt noch geben wird.

 

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5 Gedanken zu „BIOTECHNICA 2013 (1): Schwindsucht?“

  1. K. Elliott sagt:

    Die Biotechnica sitzt zwischen den Stühlen. Für eine große Consumer-Messe ist sie zu speziell. Die Versuche, großes Publikum anzuziehen sind gescheitert: Kein Biotechnica-Kongress hat es geschafft viele Besucher zu locken und diese auch noch in die Ausstellungshalle umzuleiten.
    Bleibt noch B to B., also das Geschäftsinteresse der Firmen untereinander, etwa die Suche nach einem Vertriebspartner, Kooperationen aller Art, oder die Suche nach Werbemedien. Aber B to B ist inzwischen auch online gegangen, so dass auch hier der Marktplatz Messe an Bedeutung verloren hat. Dazu kommt noch der Konzentrationsprozess der letzten Jahre, bei dem die Großen alles aufgekauft haben, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Was heute Thermo Fisher Scientific ist, war früher ein gutes Duzend Firmen, die auch ihre Stände auf der Biotechnica hatten.
    Wohin führt das alles? Immer mehr Aussteller fragen sich, ob sich der erhebliche finanzielle, organisatorische und personelle Aufwand noch lohnt. Der Zweifel daran wird größer, je weniger Stände und Besucher es gibt. Das ist eine Abwärtsspirale, die zum Ende der ehemals wichtigsten Biomesse führen kann.

  2. D.S. sagt:

    Man hätte die Messe alle zwei Jahre lassen sollen anstatt jährlich, dann wäre es auch voller.

  3. K. Elliott sagt:

    Die Biotechnica findet nur noch alle zwei Jahre Statt, im Wechsel mit der Analytica in München. Letztere findet in einem halben Jahr statt. Dann ist eineinhalb Jahre Biomessenpause, dann wieder Biotechnica
    . Dieser Turnus ist auch nicht gerade Ausstellerfreunlich.

  4. Georg K. sagt:

    falls noch weitere Interpretationen gewünscht werden:
    wenn man gefühlt 15 Jahre von 20 Biotechnica-Jahren mitgemacht hat, mag der erste Kommentar schon berechtigt sein, viele kleinere und mittlere und auch mittelgroße firmen sind mittlerweile von ganz Großen aufgekauft worden, die Menge an möglichen Ausstellern damit zurückgegangen.
    Warum ist dies aber auf einer „Analytica“ oder einer „Achema“ nicht der Fall? Auch hier trifft wohl Kommentar 1 zu, dass die Biotechnica überhaupt (und das eigentlich nie) kein klares Profil hat – das Dilemma der „Biotechnologie“ allgemein (darum gibt es kein so benanntes Referat mehr im BMBF…).
    Nun versucht man sich in Hannover in die „Bioökonomie“ zu retten – was schon wieder alleine deswegen zum Scheitern verurteilt sein wird, weil wieder die großen Aussteller der Großindustrie in diesem angepeilten Sektor nicht zur Biotechnica kommen werden, stehen sie doch schon auf der Hannover-Messe an gleicher Stelle.
    Und Pharma? Tja, außer einer leidlich einprägsamen Eröffnungsrede vom Vorstand des VFA-Bio war biopharmazeutische Biotechnologie mit gefühlt keinem einzigen Aussteller vertreten. Damit ist die Biotechnica eine „Laborausrüster-Messe“ für Norddeutschland (denn „europäische Leitmesse“ ist natürlich auch ein ziemlicher PR-Gag der Biotechnica-Redenschreiber) – und das mag schön für Eppendorf und Konsorten sein, aber eigentlich könnte man das Ganze dann auch gleich in Hamburg veranstalten.
    Ob die Süddeutschen sich noch weiterhin wegen einer grauenvollen Aussteller-Party und sonst wenig Positivem nach Hannover locken lassen, wage ich mal zu bezweifeln.

  5. Ralf Neumann sagt:

    Damit ist die Biotechnica eine “Laborausrüster-Messe” für Norddeutschland (denn “europäische Leitmesse” ist natürlich auch ein ziemlicher PR-Gag der Biotechnica-Redenschreiber) – und das mag schön für Eppendorf und Konsorten sein, aber eigentlich könnte man das Ganze dann auch gleich in Hamburg veranstalten.

    Das gibt sogar Eppendorf zu. Eine Mitarbeiterin steckte uns auf der Messe: „Die schriftlichen Kontakte, die wir hier machen, haben fast alle eine 2 oder 3 am Anfang der Postleitzahl.“

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