„Geld für Material ist da, für Mensch nicht“

24. September 2013 von Kommentar per Email

(Kürzlich in der Redaktions-Mailbox:)

Ich bin Biologie-Doktorand an einer Medizinischen Fakultät; MSc-Note: 1,3; zwei Paper aus dem Master; aus meinem kurzen Doktorandenleben bereits ein Paper in Bearbeitung (ergo, so schlecht bin ich nicht). In unserem Labor wurde vor kurzem ein NextGen-Sequencer (ca. 100k Euro), ein 384er-Block für den Roche Light Cyler (10k Euro), den neuen CLx Odyssey von LI-COR (mit Rabatt 55k Euro) und eine neue Kühlzentrifuge gekauft. Mein Vertrag dagegen wurde mit Ach und Krach um drei Monate verlängert.

Frage: Wie ist es möglich, dass eine Arbeitsgruppe neue teure Geräte kaufen kann, ihren Mitarbeitern zugleich aber nicht einmal eine Perspektive für wenigstens 1 Jahr bieten kann? Mit anderen Worten: Geld für Material ist da, für Mensch nicht.

Dabei koste ich für zwei Jahre nur 26k Euro…

5 Gedanken zu „„Geld für Material ist da, für Mensch nicht““

  1. Michael sagt:

    Abwarten, bis man mit dem Doktor fertig ist und versucht, als Post-Doc (ohne die Absicht Professor oder Arbeitsgruppenleiter zu werden) dauerhaft eine Stelle zu bekommen. Das ist noch schlimmer.

  2. Antwort: weil es leichter ist, für 250k Material als für 25k Stellen einzuwerben. Material ist eine planbare, einmalige Ausgabe, Stellen nicht. Faktor zehn bei solchen Vergleichen anzulegen ist gar nicht so weit weg.

    Versuchen Sie mal von der DFG einen PostDok zu kriegen, das ist schier unmöglich!

    Im Prinzip (will sagen: früher) ist das auch ok so: die Unis stellen ja die Stellen zur Verfügung, die DFG fängt nur die Kosten ab, die Unis nicht tragen können – also alles was über die Grundausstattung hinaus geht. Nun werden die Unis von den Ländern nicht mehr grundausgestattet und gleichzeitig verhindern die Länder Hilfen vom Bund: Willkommen zum föderalen Machtkampf zwischen Landes- und Bundespolitikern unter Geiselnahme der Unis.

  3. D.S. sagt:

    Das ist überall so – an jeder Uni. Die Politik redet immer davon das wir gute Forschung brauchen, sichere Arbeitsplätze gibt es aber nicht ansatzweise. Es ist eine Schande!

  4. Hallo,

    eigentlich ist das fast überall in deutschland so – materialien können bestellt werden – wer mal einen Post Doc oder einen Prakti sucht, der kommt nicht weiter 🙂 mfg jochen aus belgien (ist in belgien genau so!)

  5. C-P sagt:

    Hallo, als älterer Postdoc, der arbeitslos ist und so langsam in HIV reinschlittert rate ich dir dringend: Hör auf und bewerbe dich sofort in der Industrie irgendwo als bessere TA oder ähnliches.
    Es gibt Dutzende Bio-Docs,die schon 1-2 Jahre a-los sind; auf eine Stelle kommen meist 150-200 Bewerber, und oft wird einem gesagt man sei überqualifiziert,koste zuviel, der Job sei zu langweilig für Postdocs…

    Für mich war es eine schlechte Entscheidung eine Dok.arbeit zu machen.
    Wenn das Arbeitsamt eine Fortbildungs-/Umschulungsmassnahme anbietet werde ich sicher annehmen. Oder ich gründe eine Firma, die Homöopathieprodukte verkauft (dabei fülle ich nur Leitungswasser in die Gläschen, merkt eh niemand ;-).

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