Gesellschafts-Gerangel

17. Mai 2013 von Laborjournal

Eine kleine Geschichte:

Einst suchte das BMBF ein Forschungsfeld für eine großzügige strategische Förderung. Die Gesellschaft für Innere Medizin wollte das Thema „Hepatitis“ vorschlagen. Doch kaum wurde das bekannt, krähte schon die Gesellschaft für Virologie: „Moment mal, die Hepatitis-Viren gehören uns.“ „Na und“, giftet die Gesellschaft für Innere Medizin zurück, „für die Krankheit sind immer noch wir zuständig.“

„Nicht ganz, die Leber ist ja wohl zuerst einmal unser Terrain“, plusterte sich sogleich die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten auf. „Langsam, langsam“, drängelte daraufhin die Gesellschaft für Infektiologie herein, „da haben wir doch ein gehöriges Wörtchen mitzureden.“ „Und wir erst recht“, zischelte von hinten die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruserkrankungen.

In den nächsten Tagen zogen noch weitere Fachgesellschaften ins Feld, um „ihr Stück“ Hepatitis gegen die anderen zu verteidigen — unter anderem die Gesellschaft für Pharmakologie, die Deutsche Transplantationsgesellschaft und die Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie.

Wenige Monate später richtete das BMBF für viele, viele Millionen einen Schwerpunkt zur Nanotechnologie ein, deren Bedeutung die Deutsche Physikalische Gesellschaft als akzeptierte Dachorganisation ihres ganzen Fachs zuvor eindrucksvoll dargestellt hat — ohne jegliche Querschüsse. Die Biomediziner gingen leer aus.

Wie gesagt, eine Geschichte. Hat sich nie so abgespielt. Wie sollte sie auch?

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