Gestern erschien nach über zweimonatiger scharfer Kontroverse das angekündigte Paper zur Genom-Entschlüsselung des legendären nordamerikanischen Waldmenschen, bekannt als „Bigfoot“ oder „Sasquatch“. Dies allerdings unter höchst zweifelhaften Umständen. Erstautorin Melba Ketchum veröffentlichte die Studie als einzigen Artikel der ersten Ausgabe eines völlig neuen Journals namens DeNovo — und erwarb im gleichen Atemzug sämtliche Rechte an der ganzen Zeitschrift. Dennoch beschwört Melba Ketchum, dass das Manuskript zuvor ein ordentliches Peer Review-Verfahren durchlaufen habe.
Den Artikel selbst muss man — trotz der Aussage des Journals, „Open Access“ agieren zu wollen — für mindestens 30 US-Dollar kaufen. Das haben wir nicht getan — ganz im Gegensatz zu dem US-Wissenschaftsautor Carl Zimmer, der bereits nach kurzer Inspektion des Artikels über seinen Twitter-Account urteilte:
The phylogeny in this
#sasquatchgenome paper is incomprehensibly illegible & doesn’t seem to use any method I can recognize.
Zeitgleich nahmen sich einige „Computational Geneticists“ Sequenzfetzen aus der Veröffentlichung vor — und kamen zu dem Schluss, dass es sich um einen bunten DNA-Mix aus allen möglichen Spezies handelt. Konrad Karczewski von der Stanford University etwa twitterte:
A quick blast of some sequence is a mix of species DNA, some human, cat, rhesus, and… panda!?
Und David Baltrus von der University of Arizona ergänzte kurz darauf ebenfalls über Twitter:
I just found a piece of the sequence that best matches cow
Woraufhin Karczewski wiederum „konterte“:
Yeah, I saw horse when looking a bit more. Looks like generic mammal DNA.
Kein Wunder daher, dass viele sich dem vorläufigen Twitter-Fazit von Petar Stojanov vom Broad Institute des MIT in Boston anschließen:
#sasquatchgenome is one of the biggest scientific trolls in recent history.
Wir handeln wohl keineswegs voreilig, dass wir von Laborjournal uns diesem Urteil ebenfalls anschließen — und uns umgehend wieder handfesteren „Geschichten“ zuwenden. Wer mehr über den bisherigen Stand der „Bigfoot“-Hintergründe wissen möchte, den verweisen wir daher vertrauensvoll an folgende Links:
>> http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2013/02/bigfoot-studie-dna-analyse-bestatigt.html
>> http://neurodojo.blogspot.de/2013/02/sasquatch-dna-new-journal-or-vanity.html
Schlagworte: Bigfoot, Genom, Hominide, Kontroverse, Open Access, Paper, Peer Review, Sequenzanalyse, Zeitschrift
UPDATE:
Bis vor einer halben Stunde stand noch die unten folgende Pressemeldung von Melba Ketchum und dem Sasquatch Genomprojekt auf Eurekalert — jetzt ist sie weg:
Wunderschön auch diese Parodie ebendieser Pressemeldung:
Weiter mit der Parodie auf opiniomics.
Konrad Karczewskis Fazit via Twitter:
Und daher verlässt er ebenfalls das sinkende Schiff:
Es gibt eine ganze Reihe von Gentests die nur deshalb als „verunreinigt“ bezeichnet wurden, weil die mitochondriale DNA menschlich war.
Auch wenn es zwei theoretisch mögliche Erklärungen dafür gibt, wird von vornherein ausgeschlossen dass vor X-tausend Jahren eine Kreuzung zwischen Mensch und wasauchimmer stattfand. Oft sind solche Kreuzungen unfruchtbar (wie männnliche Maultiere), aber das ist nicht zwingend so.
Wen man wirklich glaubt dass es eine Verunreinigung gab, hätte man die DNA jedes Menschen zum Vergleich heranziehen müssen, der praktisch oder theoretisch Kontakt zum Probenmaterial hätte haben können.