Journal Clubs gehen online

17. September 2012 von Laborjournal

Der gute alte Journal Club. Bei uns war es damals der Montag Mittag, an dem sich mal mehr, mal weniger Mitglieder des Instituts in einem schlecht belüfteten Seminarraum trafen und über ein Paper zu diskutieren versuchten, dass ein Kollege mal mehr, mal weniger spannend vorstellte.

Prinzipiell eine durchaus sinnvolle Veranstaltung — womöglich heute sogar sinnvoller denn je. Denn wie schrieben wir vor einigen Jahren in Laborjournal:

Gerade heute gibt es wahrscheinlich mehr wundervolle Paper als jemals zuvor in der Geschichte der Biowissenschaften — und es ist unglaublich lohnend herauszuarbeiten, warum diese Paper so wundervoll sind. Und gerade heute gibt es so viele wirklich furchtbare Paper wie noch nie zuvor in der Geschichte der Biowissenschaften — und es lohnt sich sehr darüber zu sprechen, warum sie so furchtbar sind. […] Gute Paper von schlechten zu unterscheiden gehört sicher zu den Schlüsselqualifikationen des fortgeschrittenen Wissenschaftlers — nicht nur weil er selber welche schreiben muss. Dazu reicht gesunder  Wissenschaftlerverstand alleine jedoch nur bedingt, man muss es trainieren. Und wie? Zum einen natürlich, indem man Paper wirklich liest. Zum anderen, indem man sie diskutiert. Und wo geht das besser als im guten, alten Journal-Club?

Durchaus angesagt also, dass man „den guten, alten Journal Club“ herausholt aus den miefigen Seminarräumen und ausgewählte Artikel offen im Internet diskutiert. Prinzipiell geschieht das ansatzweise schon länger auf Seiten wie etwa Research Blogging, echte Online Journals Clubs, die sich auch bewusst so nennen, scheinen allerdings gerade erst zu entstehen.

Jüngstes Beispiel: der Evolutionary Biology Online Journal Club. Dort präsentieren sich weltweit interessierte Teilnehmer zuerst kurz selbst und schlagen dann ein oder mehrere Paper zur Diskussion vor. Aus dem resultierenden Kandidaten-Pool wählen die Betreiber fünf Artikel aus und lassen abstimmen. Ist das entsprechende Paper auf diese Weise gewählt, trifft man sich „virtuell“ zu einer festgelegten Uhrzeit im Internet — und diskutiert es. „Gewonnen“ hat die erste Abstimmung das Paper Hugall & Stuart-Fox; Accelerated speciation in colour-polymorphic birds; Nature 485, 631–634 (31 May 2012). Diskutiert werden soll es morgen, Dienstag, 18.9., ab 17 Uhr EST.

Wir wünschen also einen fruchtbaren Online Journal Club. Und vielleicht macht das Beispiel ja weiter Schule. Denn wie gesagt — Paper tatsächlich durchdringen zu können, bekommt man nicht in die Wiege gelegt. Man muss es trainieren.

 

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Ein Gedanke zu „Journal Clubs gehen online“

  1. Ralf Neumann sagt:

    So, deren erster Online Journal Club hat stattgefunden — und hier kann man ihn sich anschauen: http://evobiojournalclub.wordpress.com/2012/09/18/first-discussion-is-now-live/

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