Namen zu Nummern

1. Juni 2012 von Laborjournal

Keine Angst, DAS gehört nicht dazu.

Nehmen wir Stefan Kaufmann, Direktor am Berliner Max Planck-Institut für Infektionsbiologie. Klar, dass man wenig Chancen hat, ausschließlich dessen Veröffentlichungen aufgelistet zu bekommen, wenn man „Kaufmann S“ in die einschlägigen Datenbanken eingibt. Den Nachnamen „Kaufmann“ mit dem Initial „S“ gibt es auch in Forscherkreisen ziemlich oft.

Wer allerdings einen Artikel von Stefan Kaufmann vorliegen hat, weiß, dass er sich aus diesem Dilemma mit der Erweiterung seiner Initiale auf „SHE“ behilft. Damit sollte er doch in den Datenbanken eindeutig identifizierbar sein. Leider nicht! PubMed akzeptiert beispielsweise nur maximal zwei Initiale, so dass man allenfalls nach „Kaufmann SH“ suchen kann. Und da ist es wirklich Pech, dass an der Mayo-Klinik im amerikanischen Rochester ein gewisser Scott H. Kaufmann fleißig über den programmierten Zelltod publiziert. Folglich bekommt man unter der PubMed-Abfrage „Kaufmann SH“ einen bunten Mix aus Apoptose-Artikeln und Bakterien-Papern.

Ein Ärgernis, dass vielfach auftaucht, wenn man es mit allzu gängigen Namen zu tun hat. Nach einem Bericht in Nature soll jedoch bald Schluss sein mit dieser Art Autorenkonfusion. Eine Initiative namens Open Researcher and Contributor ID (ORCID) will noch in diesem Jahr ein universelles System zur eindeutigen Identifizierung individueller Forscher einführen. Nature schreibt dazu:

The ORCID committee was set up in 2010 as an independent organization, and about 280 research bodies, funding agencies, and publishers have since become members. According to the ORCID plan, every scientist on the planet will be assigned a machine-readable 16-digit identifier — a bit like a supermarket barcode.

Ein Maschinen-lesbarer 16-stelliger Identifikationscode soll demnach also jedem Forscher zugeteilt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand:

Just as barcodes at the supermarket allow the till to distinguish a tomato from a turnip, ORCID aims to reliably attribute research outputs to their true author by assigning every scientist on the planet a machine-readable, 16-digit unique digital identifier. If ORCID takes off, it could revolutionize research management, vastly increase the precision and breadth of scientific metrics and help in developing new analyses of, for example, social networks.

Klingt gut. Und die Akzeptanz scheint auch schnell zu wachsen:

Experts in data-mining and bibliometrics say that they are most excited by ORCID’s potential to link together multiple systems for tracking research, creating a researcher-centric view of science that should enable analysis of scientists’ networks and information associated with them. “In my line of work, proper author identification is a conditio sine qua non,” says Johan Bollen of Indiana University in Bloomington.

Dem können wir uns bedingungslos anschließen. Denn dann wäre auch für uns endlich Schluss, bei der Erstellung der Publikationsanalysen für Laborjournal und Lab Times Stunden über Stunden allein damit zu verbringen, die vielen „Schmidt S“, „Müller P“ oder ihre europäischen Äquivalente „Fernandez J“, „Larsson B“ und „Petit F“ peinlichst sauber auseinanderzuklamüsern.

Damit es jedoch tatsächlich was wird mit dem eindeutigen Identitäts-Barcode für Forscher, gilt zuvor:

For ORCID’s promise to be realized, however, it must become the accepted standard for all players in research, from funding agencies and universities to publishers and database operators.

Laborjournal und Lab Times sind schon mal dabei.

 

 

 

 

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Ein Gedanke zu „Namen zu Nummern“

  1. Marc sagt:

    Gute Idee, da muss man nicht mehr nach der Heirat seinen Wissenschaftlernamen beibehalten. Bzw. kann sich nicht so leicht hinter einem neuen Namen verstecken.

    Man könnte über so eine Nummer mit einer Verschlüsselung die Paper leicht anonymisieren. Wobei man sich in der Szene natürlich kennt.

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