606-mal teurer als Laborjournal

10. Mai 2012 von Laborjournal

Uni-Bibliothekare haben weit weniger Grund zu grinsen als er: Elseviers Finanzchef David Lomas

Aus gegebenem Anlass (denn die unanständig hohen Abo-Preise für wissenschaftliche Zeitschriften sind immer ein Anlass) sei hier auf eine Website des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) verwiesen.

Unter dem Titel „Die 10 teuersten Zeitschriften der KIT-Bibliothek“ sind dort die Preise einiger Fachzeitschriften für ein Jahresabonnement aufgelistet. Und da bleibt dem einen oder anderen Betrachter dann vielleicht doch die Spucke weg. Denn es geht nicht um ein paar hundert Euro.

Leider nicht. Für das gleiche Geld, das der Bezug des Spitzenreiters (die Biochimica et biophysica acta (BBA) aus dem Hause Elsevier) kostet (gut 20 000 Euro), könnte man sich als europäische Universität schlappe 606-mal jeweils zehn Ausgaben von Laborjournal frei Haus schicken lassen. Ein LJ-Auslands-Abo kostet nämlich nur 33 Euro (innerhalb Deutschlands/Österreichs/der Schweiz ist Laborjournal für Non-Profit-Institute sogar kostenlos). K-o-s-t-e-n-l-o-s-! – Ok, Laborjournal ist jetzt natürlich keine klassische Fachzeitschrift wie etwa BBA.

Doch selbst Jahresabos von mit BBA vergleichbaren Fachpublikationen, die vom Renommee her allerdings ungleich höher angesiedelt sind (etwa Nature oder Science) sind vergleichsweise preiswert (dazu erhält der Bezieher wesentlich mehr Seiten pro Jahr, deren Inhalt dank höherem Impact Factor auch noch wertvoller ist).

Der Elsevier-Verlag hat in dieser KIT-Rangliste übrigens 8 von 10 aufgeführten Zeitschriften platziert. Dies spricht für eine hohe betriebswirtschaftliche Expertise der bei Elsevier agierenden Manager: Sie ernten bei minimalem Aufwand maximalen Ertrag. Respekt!

Ferner beeindruckt die enorme Unabhängigkeit, die man bei Elsevier gegenüber ethischen Regeln (Stichwort: „Fairer Gegenwert für sauer verdiente Kröten“) an den Tag legt. Denn letztlich muss ja der Steuerzahler dafür blechen, dass in den Uni-Bibliotheken die Elsevier-Schmöker verstauben und gelegentlich auch mal zitiert und noch seltener auch mal gelesen werden. Vielleicht aber nicht mehr lange – Protestbewegungen wie The Cost of Knowledge und der Open-Access-Bewegung sei’s gedankt.

Aber genug gefaselt. Tätäää! – hier sind sie: Die zehn teuersten Zeitschriftenabos der KIT-Bibliothek 2011/2012:

1. Biochimica et biophysica acta (BBA): Abopreis: 20019,70 Euro (Verlag: Elsevier)

2. Chemical physics letters: Abopreis: 16507,96 Euro (Verlag: Elsevier)

3. Journal of radioanalytical and nuclear chemistry (Elektronische Ausgabe): Abopreis: 14116,85 Euro (Verlag: Springer)

4. Journal of organometallic chemistry: Abopreis: 13966,71 Euro (Verlag: Elsevier)

5. Journal of mathematical analysis and applications: Abopreis: 11321,48 Euro (Verlag: Elsevier)

6. Inorganica chimica acta: Abopreis: 11067,01 Euro (Verlag: Elsevier)

7. Biochemical and biophysical research communications (BBRC): Abopreis: 10695,72 Euro (Verlag: Elsevier)

8. Journal of magnetism and magnetic materials (MMM): Abopreis: 10599,42 Euro (Verlag: Elsevier)

9. Journal of coordination chemistry (Elektronische Ausgabe): Abopreis: 10314,92 Euro (Verlag: Taylor & Francis)

10. Computer methods in applied mechanics and engineering: Abopreis: 10170,35 Euro (Verlag: Elsevier)

Thematisiert haben wir dieses Trauerspiel natürlich schon öfters (zuletzt im LJ-Blog im Februar 2012). Wie gesagt: Es ist ein Dauerthema. Leider.

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Ein Gedanke zu „606-mal teurer als Laborjournal

  1. Winfried Köppelle sagt:

    Bin eben drauf hingewiesen worden, dass zumindest die Mathematiker der TU München vorläufig die Nase voll haben von Elsevier:

    http://www.ma.tum.de/Mathematik/BibliothekElsevier

    Die tun was. Aber ob’s reicht, um bei Herrn Lomas und seinen Vorstandskollegen eine Kursänderung herbeizuführen? Wohl nur, wenn sich weitere Fakultäten, nicht nur in München, anschließen.

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