BIOTECHNICA (3): Jobs und Jobsuchereien

12. Oktober 2011 von Laborjournal

Gestern, Dienstag nachmittag, dann noch ein Kurzbesuch des Laborjournal-Reporters auf dem Nikon-Stand. Der geplante 5-Minuten-Trip dauert schließlich – wie erwartet und erhofft – eine knappe Stunde. Standchef Jörg Kukulies mit schmuckem Nikon-Umhängeband in Grellgelb sorgt am 5-Liter-Fass Kölsch für gerechte Verteilung des flüssigen Nahrungsmittels an Mitarbeiter und Standbesucher und plaudert nebenher über den deutschen Mikroskopmarkt im Speziellen (Nikon, Leica, Zeiss) sowie die Zukunft der Biotechnica im Allgemeinen. Da es sich um ein nicht-öffentliches Vieraugen-Gespräch handelt, wollen wir nicht in die Tiefe gehen, nur soviel: Ausruhen sollten sich die Biotechnica-Macher nicht, denn die Teilnehmerzahl geht seit sechs Jahren nach unten und die Laborjournal-Redaktion hat bisher keine Anzeichen dafür gefunden, dass sich das kurzfristig ändern könnte. Leider.

Gefragt, wie’s denn mit deutschen Arbeitsplätzen beim japanischen Mikroskophersteller aussieht, meint Nikon-Mann Kukulies: „Gut und schlecht.“ Gut, weil sehr viele Nikon-Jobs hierzulande meist „Jahrzehnte“ von der gleichen Person besetzt seien; schlecht, weil dadurch die Fluktation extrem gering sei und somit Jobbewerber eher schlechte Karten hätten.  Trotzdem sei Kukulies Initiativbewerbungen nicht abgeneigt – und es würden natürlich trotzdem immer wieder mal Jobs frei, weil jemand in Rente ginge oder intern Stellen verschoben würden. Also einfach mal anfragen in Düsseldorf! Wer nicht fragt, der nicht gewinnt.

Besser bezahlt als die Arbeit des einzig wirklich auf der Messe Arbeitenden ist eine Stelle bei Nikon garantiert: Der hier gemeinte ältere Herr, der auf der Osttoilette für saubere Wasch- und Pinkelbecken sorgt, ist 1991 zu Beginn der Jugoslawienkriege samt Familie nach Deutschland ausgewandert und genießt inzwischen unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung.  Für seine schweißtreibende Tätigkeit (keine Ironie!) erhält der nette Exilkosovare atemberaubende (Ironie!) 8,55 Euro pro Stunde – von denen nach Abzug aller Abgaben kaum 5 Euro übrigbleiben. Viel für kellnernde Studenten, aber beschämend wenig für einen fleißigen Familienvater, der’s im Leben doch etwas schwerer hatte als der Durchschnittsdeutsche.

Der Sohn des Toilettenmanagers, bei der Flucht aus dem Kosovo 1991 knapp sieben Jahre alt, wird’s besser haben. Er hat in Deutschland Abi gemacht, Maschinenbau studiert und ist als frischgebackener Diplom-Ingenieur gerade auf Jobsuche. Sie wird, soviel ist sicher, nicht lange dauern: Ingenieure sind nach wie vor heiss gesucht.

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