Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (6)

5. August 2011 von Laborjournal

… und dann war da noch Forscher Vogelsee. Die Arbeit seiner Gruppe drehte sich vorwiegend um das Gen madB, das er seinerzeit selbst als Postdok in der Gruppe des großen Kaltental isoliert hatte. Ein wichtiges Gen, keine Frage. Und solide war es, was er und seine Mitstreiter im Laufe der Zeit zur Rolle von madB bei der Darmentwicklung zusammengetragen hatten. Nur, viele Zitate brachte es nicht.

Immerhin, vor Jahren bat ihn der ebenfalls große Rogger um Hilfe. Rogger war so was wie der „Pabst der Darmentwicklung“ und seine Leute waren kurz vor der Entschlüsselung eines offenbar zentralen Schaltermechanismus. Es fehlten nur noch eindeutige histologische Bilder. Diese jedoch waren nicht ganz einfach zu produzieren — und wie der Zufall so wollte, hatten ausgerechnet Vogelsee und Co. die entsprechende Technik bei ihren Arbeiten über madB perfektioniert.

Natürlich half Vogelsee. Und das mit großem Erfolg: Über die Jahre sprangen insgesamt sieben Paper aus der Kooperation heraus, allesamt in den besten Journals platziert.

Anfangs war Vogelsee noch stolz darauf, selbst wenn er immer nur dritt- oder gar viertletzter Autor auf den Papers war. Aber bald musste er feststellen, dass all diese Kooperations-Arbeiten zitationsmäßig weit an seinen anderen Arbeiten vorbeizogen. Jede von ihnen schaffte locker über hundert Zitierungen, während sein bestes madB-Paper gerade 18mal zitiert wurde. „Klar“, sagte er zu sich selbst, „die Arbeiten mit Rogger strahlen in ein viel weiteres Feld, als ich es mit madB alleine erreichen kann.“ Und er fügte fast schon trotzig hinzu: „Das heißt aber noch lange nicht, dass meine Forschung schlechter ist.“

Dennoch war es unbefriedigend, dass er mit purer Zuliefererarbeit schnell mal derart viele Zitierungen auf sein Konto bekam. Und bald hatte er die Schreckensvision, dass seine ganz eigene Forschungsarbeit komplett im Schatten dieser immer noch andauernden, und dummerweise weiter produktiven Kooperation verschwinden würde.

Bis tatsächlich eines Tages auf dem großen „World Gut Congress“ einer auf ihn zukam und sagte: „Ach, Sie sind doch Vogelsee — der, der die schönen Bilder für Rogger macht…“

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