Überbringer der schlechten Botschaft

26. November 2010 von Laborjournal

Zwei Kollegen vom Spiegel haben am Montag einen hervorragenden Artikel geschrieben. Ja, das kommt vor. Und auf diesen Artikel möchte ich die Laborjournal-Blogleser hinweisen.

Im Spiegel-Artikel geht’s um Homöopathie und andere skurrile „Hightech“-Methoden der modernen Esoterik — und dass ausgerechnet der oberste Arzt in Deutschland sich neuerdings (?) für derart abwegige Therapien einsetzt.

Ja, genau: Ausgerechnet der Mann, der sich „die Verbesserung der Patientenversorgung“ auf die Fahnen geschrieben hat, macht sich für „mittelalterlichen“ (so nennt es zu Recht der Spiegel) Humbug stark. Das ist nicht lachhaft, das ist gefährlich — denn auf diesen Mann (er heißt Jörg-Dietrich Hoppe) hören viele.

Leider auch viele „Entscheider“ unter Politikern und Standeskollegen.

Die Autoren des bewussten Spiegel-Artikels, Markus Grill und Veronika Hackenbroch, haben in den letzten Tagen von Leuten, deren Stärke nicht die rationale Bewertung von Tatsachen ist, wegen dieses Artikels eine Menge Prügel erhalten. Das war zu erwarten. Geprügelt wird nicht der antroposophische Quacksalber, auch nicht der oberste Arzt, der gefährlichen Unsinn absondert — nein, geprügelt werden die beiden Überbringer der schlechten Botschaft.

Im hauseigenen Spiegel-Forum (derzeit 752 Kommentare) ereifern sich seit Tagen die Eso-Fans, denen wirkungslose Zuckerkügelchen und Räucherstäbchen und was-sonst-noch-alles „total geholfen“ haben, gegen Grill und Hackenbroch. Äußerst selten und natürlich erfolglos werden die Eiferer korrigiert von wenigen rationalen Stimmen. Auch die scheint’s unter den Spiegelforums-Besuchern zu geben.

Der Aufruhr war zu erwarten. Sobald es um Esoterik in der Medizin geht, geht der gesunde Menschenverstand schneller flöten als man einen Kommentar ins Spiegelforum tippen kann.

Wie auch immer — hier geht’s zum bewussten Artikel „Rückfall ins Mittelalter“.

Liebe Kollegen: Bitte künftig mehr davon in Euerem Nachrichtenmagazin aus Hamburg. Oder ist womöglich ein „ausgewogen-korrigierender“ Nachfolgetext von Kollegen aus dem Ressort „Zeitgeist“ bereits in der Schublade?

Bitte nicht.

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