Vorsicht, ihr Biohacker und DIY-Biologen!

9. Februar 2017 von Laborjournal

Erst jetzt haben wir mitbekommen, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bereits vor zwei Wochen eindringlich vor Do-It-Yourself (DIY)-Baukästen warnte, mit denen interessierte Laien echte Bakterien-Gentechnik in ihren eigenen vier Wänden machen können. Die Meldung mit dem Titel „Gentechnik mit Biologiebaukästen: Einfach, aber möglicherweise strafbar“ im Wortlaut:

Durch Genome-Editing-Verfahren wie etwa CRISPR-Cas ist es einfach und preiswert möglich, das Erbgut von lebenden Organismen gezielt zu verändern. Mittlerweile können insbesondere im Internet komplette Biologiebaukästen (so genannte „Do-it-yourself“, bzw. DIY-Kits) aus dem Ausland gekauft werden, mit denen daheim und ohne zusätzliche Geräte das Erbgut von Organismen, z. B. E. coli-Bakterien, verändert werden kann.

Derartige Experimente im heimischen Hobbykeller mögen lehrreich und spannend sein. Abhängig vom konkreten DIY-Kit gilt dafür jedoch das Gentechnikrecht. Dies ist immer dann der Fall, wenn das DIY-Kit gentechnisch veränderte Organismen (GVO) enthält oder wenn damit GVO erzeugt werden. Solche gentechnischen Arbeiten dürfen gemäß § 8 Abs. 1 Satz 1 Gentechnikgesetz (GenTG) nur in gentechnischen Anlagen durchgeführt werden, also in geeigneten, behördlich überwachten Laboren unter Aufsicht eines sachkundigen Projektleiters.

Das heißt, wer DIY-Kits bestellt und außerhalb gentechnischer Anlagen entsprechend anwendet, riskiert gemäß § 38 Absatz 1 Nummer 2 GenTG eine Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro. Falls im Rahmen der Nutzung der DIY-Kits GVO freigesetzt werden, droht gemäß § 39 Absatz 2 Nummer 1 GenTG sogar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Für Nachfragen steht Ihnen die zuständige Landesbehörde zur Verfügung.

Warum das BVL diese Warnung aktuell für notwendig erachtet, fasst dieser Artikel der Zeitschrift „Make:“ recht gut zusammen. Nach der Recherche des Autors kamen gerade im vergangenen Jahr vor allem im Ausland zahlreiche Geräte und Kits auf den Markt, die dem Kunden nicht nur genetische Analysen, sondern auch gezielte genetische Veränderungen versprechen.

Als Beispiel nennt der Artikel unter anderem das Gerät „DNA-Playground“ der US-Firma Amino Labs. 325 Euro kostet die E. coli-Transformiermaschine, die es dem Kunden erlaubt, mit dem passenden „Engineer-Kit“ die Bakterien etwa derart genetisch umzubauen, dass sie im Dunkeln in allen möglichen Farben leuchten — siehe Video:

 

 

Noch drei weitere Beispiele beschreibt der Artikel, um dann am Ende allerdings auf die Warnung des BVL einzuschwenken:

Viele der Projekte richten sich neben Privatpersonen auch an Bildungseinrichtungen, da Schulen sich speziell eingerichtete Labore mit vielen Geräten kaum leisten können. In Deutschland gibt es allerdings eine Reihe an Forschungseinrichtungen und Museen, die in sogenannten Schülerlaboren biotechnologische Workshops anbieten. Sie halten dabei die Hygienemaßnahmen ein, entsorgen Abfälle sachgerecht und sind bei der zuständigen Behörde gemeldet. Erfolgt dies nicht, so warnt das Bundesamt, drohe eine Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro. Wer gentechnisch veränderte Bakterien in die Umwelt freisetzt, kann sogar mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden.

Ob die Warnungen gehört werden, darf bezweifelt werden angesichts des oftmals geradezu überschäumenden Enthusiasmus, den manche DIY-Biologen hinsichtlich ihrer Garagenlabor-Spielereien an den Tag legen. Vielleicht werden sie auch eher belächelt, da sich die weltweite Community der DIY-Biologen schon seit 2011 selbst einen Ethik-Code auferlegt hat. Genauso wie sie seither Mantra-artig beteuert, dass Biohacking nicht nur von Neugier, Spieltrieb und Ehrgeiz getrieben sei, sondern vielmehr ebenso gesteuert von Vorsicht, Vorausschau und in Kenntnis der jeweils geltenden Gesetzeslage. Schwer zu glauben allerdings, dass dies tatsächlich allen Biohackern weltweit in genügendem Umfang bewusst ist.

Sicher, das BVL muss auf die Gesetzeslage aufmerksam machen. Naturgemäß riecht dies aber immer stark nach Drohung. Vielleicht sollte es sich lieber mal die Mühe machen, die potentiellen Befürchtungen und Gefahren konkret und greifbar zu thematisieren — und damit letztlich das Problembewusstsein der vielen DIY-Zauberlehrlinge nachhaltig zu schärfen. Denn selbst die fänden das Szenario wahrscheinlich ziemlich gruselig, wonach „selbstgebastelte“ Bakterien oder was auch immer wild aus irgendwelchen Haus- und Garagentüren kriechen.

(DIY-Bio-Logo via diybio.org)

In eigener Sache:… „Methoden & mehr“

6. Februar 2017 von Laborjournal

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Was macht die Versuche des Forschers überhaupt erst möglich? Wodurch erhält er am Ende seine Daten? Richtig, durch experimentelle Methoden samt den zugehörigen Geräten und Materialien!

Kein Wunder, werden seit langem schon die entsprechenden Methoden-Beiträge auf Laborjournal online auffällig zahlreich besucht. Und da es über die ganzen Jahre immer mehr geworden sind, haben wir jetzt aufgeräumt: Seit 1. Februar präsentiert Laborjournal online diesen großen Themen-Block anders als bisher — fokussierter, übersichtlicher, prägnanter, dynamischer. Auf diese Weise ist nun eine umfangreiche Plattform entstanden, die wir ganz bewusst „Methoden und mehr“ genannt haben.

Unser gesamtes Archiv an methodischen Beiträgen haben wir dafür aus allen Ecken unseres Servers eingesammelt und dort hineingepackt. Das heißt, knapp 170 „Neulich an der Bench“-Artikel, noch mehr „Tipps und Tricks“, dazu jede Menge Produktübersichten sowie passende „Specials“ (wie etwa dieses zu „Neuen Genetic Engineering Tools“) und „Stichwörter des Monats“ sind dort neu nach methodischen Gattungen zusammengetragen und geordnet.

Doch nicht nur das. Überdies findet man auf „Methoden und mehr“ unter den einzelnen Kategorien neuerdings auch Kataloge und Broschüren der Laborausstatter, wie auch einen Kalender, der speziell Kurse und Fortbildungen zu den jeweiligen labormethodischen Themen auflistet.

Schließlich sollen auch die Anbieter von Laborgeräten und -materialien auf „Methoden und mehr“ zu Wort kommen. In Zukunft werden sie ihre neuen Produkte dort selber vorstellen und beschreiben können — sei es als „Neue Produkte“-Notiz wie im gedruckten Heft, in einem ausführlichen „Whitepaper“ oder vielleicht sogar in einem Video.

Wer weiß, vielleicht kommen auf diese Weise hier ja bald Anbieter und Kunden direkt miteinander ins Gespräch? Diskutieren beispeilsweise Probleme, Fragen und Verbesserungsvorschläge? Oder womöglich helfen sich Leser gegenseitig bei ihren ganz konkreten aktuellen Methodenproblemen?

Viel soll jedenfalls möglich sein auf „Methoden und mehr“, manches vielleicht erst nach und nach. Was davon aber letztlich tatsächlich alles „laufen“ wird, wird am Ende entscheidend davon abhängen, wie sehr die Nutzer das Angebot wahrnehmen.

Und nützlich ist das Angebot schon jetzt, wie man sehr schön an folgendem Beispiel sehen kann. Mitte Januar schrieb uns Rene Bernard, Postdoc in der Experimentellen Neurologie an der Charité — Universitätsmedizin Berlin:

Sehr geehrte Laborjournal-Redaktion,

durch Ihren Beitrag ‚Aquariumkies statt Trockeneis‘ in Laborjournal 05/2015 wurde ich auf Aquariumkies als Kühlmöglichkeit aufmerksam. Dies inspirierte mich, eine labortechnisch einfach umzusetzende Methode zu entwickeln, die diesem Prinzip unterliegt, den Platzaufwand minimiert und die Einsatzzeit maximiert. Details dazu habe ich für jeden zugänglich auf dem bioRxiv-Server abgelegt.

Vielen Dank noch einmal für Ihren Beitrag im Laborjournal 2015, ohne den ich diese Methode nicht getestet hätte.

Wir sind sicher, auf „Methoden und mehr“ warten noch weitere derartige Schätze auf ihre breite Anwendung und Weiterentwicklung. Vielleicht „Western-Blot mit Diät-Drink“? Oder womöglich „Über-Kopf-Mixer mit Teilen aus dem Schiffsmodellbau“? Oder gar „Schockgefrieren mit Damenstrümpfen“? Graben Sie sie aus, liebe Leser!

Oder stellen Sie selbst den Kolleginnen und Kollegen Ihre besten Tricks vor. Klar, auch im Heft. Oder auch gleich hier in der Kommentarfunktion! Gesammelt erscheinen sie am Ende aber alle auf „Methoden und mehr“.