Bonanza-Journals

31. März 2015 von Laborjournal

Letzte Woche schrieb uns Burkhard Morgenstern, Bioinformatik-Professor an der Uni Göttingen, folgende E-Mail:

Liebe LJ-Redaktion,

Sie berichten ja regelmäßig über Missstände im Publikationswesen. Vor drei Jahren hatten Sie unter dem Titel “Junk Journals” und die “Peter-Panne” über den Fall des Fake-Editors „Peter Uhnemann“ berichtet. Inzwischen sitzt auch ein gewisser „Dr. Hoss Cartwright“ vom „Ponderosa Institute of Bovine Research“ im Editorial Board bzw. „Scientific Advisory Board“ mehrerer Journale. (Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an den „Hoss“ aus der TV-Serie „Bonanza“.) Auf meiner Homepage www.gobics.de/burkhard ist ein wenig Information darüber zu finden.

 

Weiterhin versorgte uns Morgenstern noch mit den folgenden Screenshots einer Mail, die „Hoss“ als „Bewerbung“ auf die Editorial Boards mehrerer Journale schickte, sowie von einer Antwort, die er nur wenige Stunden später darauf erhielt:

 

 

 

Um dann zu schließen:

Möglicherweise ist das für Ihre Leser von Interesse. Die Geschichte ist ja nicht einfach ein Witz, sondern sagt einiges über unsere Publikationslandschaft und über den Publikationsdruck, unter dem Wissenschaftler stehen — auch wenn dieser Fall natürlich ein Extremfall ist.

Beste Grüße

Burkhard Morgenstern

D

Die oben abgebildete Antwort-Mail kam vom Journal of Veterinary Advances. Überdies ist „Hoss Cartwright“ inzwischen auch in den Editorial Boards des Journal of Agriculture & Life Sciences und des Journal of Primatology zu finden. Für letzteres lieferte er auf Rückfrage noch folgende ausführliche Biografie, die nun unverändert auf dessen Webseite steht:

 

 

Eine weitere Editorial-Board-Mitgliedschaft, die ihm das Journal of Advances in Biology ebenfalls umgehend anbot, lehnte „Hoss“ nach Lektüre der folgenden E-Mail jedoch aus naheliegenden Gründen ab:

 

 

Viel mehr als über den Publikationsdruck, unter dem Wissenschaftler stehen, sagt diese Episode wohl über die frappante Unseriösität aus, mit der gewisse Online-Spam-Journals frisch auf den Markt drängen. „Predatory Journals“ nennt sie der US-Bibliothekar Jeffrey Beall — und führt schon seit einiger Zeit eine Art „Schweine-Liste“, in der er „potential, possible, or probable predatory scholarly open-access publishers“ aufreiht. Reinschauen lohnt sich — weil sie leider stetig wächst.

“Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht” — Update

24. März 2015 von Laborjournal

In unserem Post “Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht” vom 16. März zitierten wir den Direktor eines Edel-Instituts an der US-Westküste folgendermaßen zum Thema Zuverlässigkeit und Redlichkeit deutscher Postdocs und Veröffentlichungen:

In general, since you are journalist: I admire your investigative efforts. But you have to know that it was widely known that German postdocs did everything they could to get as many papers as possible published because of the pathological promotion system in Germany that puts so much insane pressure on scientists to have large numbers of papers. This led sadly to sacrificing the truth. That is why we do not trust German papers from authors with suspiciously large numbers of papers. This is an open secret.

Jetzt ergänzt er dazu:

I am fine with the quote on your blog. But for fairness, my critique is directed against the system in Germany and the undue pressure on young researchers and not the German researchers as persons. Proclivity for cheating is higher among academic M.D., less so among Ph.D, since the former have less strong a lifelong commitment to scientific truth than PhD. And yet are expected to do research only to climb up the academic ladder.

And I would like to emphasize: German postdocs are in general among the best educated, and many exhibit an idealism towards science with a natural, curiosity driven meticulous pursuit of truth that reflects centuries of tradition in classical thinking that you don’t see among postdocs from other newly developed countries. Sorry if I sound a bit racist but there are true albeit subtle differences among nations that one needs to articulate.

Mal abgesehen von der ursprünglichen Redlichkeits-Diskussion: An den erwähnten nationalen Unterschieden zwischen den Nationen ist sicher etwas dran. Wir durften das selbst mal hautnah in Dubai feststellen, wo sie mit ihrem vielen Geld natürlich auch gerne Top-Forschung etablieren wollen. Es war allzu deutlich, dass ein Volk, dessen Art zu Denken vor allem durch eine jahrhundertelange Tradition als Händler geprägt ist, ganz andere und am Ende auch größere Schwierigkeiten damit hat als beispielsweise ein Volk mit einer ähnlich langen Kulturtradition der „Dichter und Denker“.

Phagen zu Nano-Multitools

20. März 2015 von Laborjournal

Mal wieder was aus der Reihe „Unübliche Abbildungen in Originalveröffentlichungen“:

 

 

Das Bild dient als Abstract-Illustration im Paper „Bacteriophages as Scaffolds for Bipartite Display: Designing Swiss Army Knives on a Nanoscale“ von Peter Molek und Tomaž Bratkovič, Universität Ljubljana (Bioconjugate Chem. 26 (3):367-78). Die Autoren wollen damit verdeutlichen, dass Phagen ihrer Meinung nach ein großes Potential für Anwendungen in der Nanobiotechnologie haben, da man sie gezielt mit multiplen funktionellen Modulen bestücken könnte — analog einem Schweizer Offiziersmesser also.

Okay, die Botschaft ist angekommen…

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„Darum trauen wir deutschen Veröffentlichungen nicht“

16. März 2015 von Laborjournal

Eigentlich wollte unser Autor Leonid Schneider im Rahmen einer Artikel-Recherche nur ein paar spezifische Informationen. Doch sein Adressat, immerhin Direktor an einem Edel-Institut der amerikanischen Westküste, holte nebenbei gleich mal zu folgendem Rundumschlag gegen deutsche Postdocs aus:

In general, since you are journalist: I admire your investigative efforts. But you have to know that it was widely known that German postdocs did everything they could to get as many papers as possible published because of the pathological promotion system in Germany that puts so much insane pressure on scientists to have large numbers of papers. This led sadly to sacrificing the truth. That is why we do not trust German papers from authors with suspiciously large numbers of papers. This is an open secret.

Wir haben erstmal geschluckt. Ist der Ruf deutscher Postdocs und Paper im Ausland tatsächlich so schlecht?

Zitat des Monats (25)

6. März 2015 von Laborjournal

Negative results are just what I’m after. They are just as valuable to me as positive results.”

Thomas A. Edison

Zum heutigen Tag des Artenschutzes…

3. März 2015 von Laborjournal

…:

(von Erl)

Erinnert irgendwie an Uni-Verwaltungen. Da scheinen Bürokraten auch unter Artenschutz zu stehen — trotz hoher und eher noch wachsender Populationsdichte