Sag’s mit einem Song

30. Januar 2015 von Laborjournal

Welches ist die beste Labor-Parodie eines Musikvideos aus dem letzten Jahr? Biotechniques lässt dafür den Lab Grammy 2015 springen und hat acht Kandidaten nominiert. Unser Favorit ist „50 ways to get a day off“ — eine Parodie von Meital Cohen und Ya’ara Sharaby-Makaros von der israelischen Bar-Ilan University auf den Song „50 Ways to Say Goodbye“ von Train:

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Bis zum 4. Februar kann man noch mit abstimmen.

Money Makes Research Go ‚Round

27. Januar 2015 von Laborjournal

(Zum „Zitat des Monats (24)“ im letzten Post fiel uns der unten folgende Beitrag ein, der thematisch passend in Laborjournal 6/2013 unter der Rubrik „Inkubiert“ erschien — und den wir hiermit „recyclen“:)

Die Summe der eingeworbenen Forschungsmittel ist zuletzt ein immer größerer Evaluations-Faktor geworden. Wer viel Geld bewilligt bekommt, der kann nicht schlecht sein — so die simple Logik. Zumal der Kandidat dafür ja immer wieder jede Menge kritische Kollegen überzeugen muss. Ganz klar also — wo nach eingehender Prüfung stetig Geld hinfließt, da muss auch Qualität sein.

Aber ist das wirklich immer so? Denken wir uns mal ein nicht untypisches Szenario. Forscher Müller hat einen großen Grant bekommen, mit dem er nach allen Regeln der Kunst und mit neuester Technologie einen gewissen Steuermechanismus entschlüsseln darf. Fortan ackern zwei Postocs und zig andere Mitarbeiter, der Maschinenpark läuft rund um die Uhr — und tatsächlich, nach zwei Jahren steht ein Major Paper an.

Nach Einreichung erfährt Müller jedoch vom zuständigen Editor, dass ein gewisser Svensson gerade ebenfalls ein Manuskript zum gleichen Thema eingereicht hat. Die Resultate seien zu einem großen Teil deckungsgleich und würden sich wunderbar gegenseitig bestätigen. Daher würde man im Fall der Fälle gerne beide Artikel back-to-back in der gleichen Ausgabe veröffentlichen.

Kein Problem, denkt Müller — aber wer ist dieser Svensson? Er beginnt zu recherchieren und erfährt, dass Svensson Nachwuchsgruppenleiter an der Universität Umeå ist. Viele Leute kann er demnach wohl nicht haben. Zwei Anrufe später bestätigt sich dann auch Müllers nagender Verdacht: Svensson hat das Problem mit einem erschreckend einfachen Ansatz gelöst — und damit viel billiger. Was ja auch klar ist: So große Grants wie Müller kann er gar nicht haben.

So gesehen hat sich Svensson zumindest in dieser einen Frage als der „bessere“ Forscher erwiesen, schließlich hat er sie effizienter und eleganter gelöst. Würden sich jetzt aber beide um die gleiche Stelle bewerben — wer würde sie wohl bekommen? Sicher Müller. Nicht zuletzt, da der neue Arbeitgeber von dessen großen Grants gut mitprofitiert. Da lässt man auch mal einen hoffnungsvollen Nachwuchsforscher abblitzen.

Zitat des Monats (24)

23. Januar 2015 von Laborjournal

In einem Kommentar in Times Higher Education macht sich Dorothy Bishop, Professorin für Entwicklungsneuropsychologie an der Universität Oxford, folgende Sorgen um das aktuelle Forschungssystem:

Some top researchers from the past would not have flourished in the current system, because their research was not expensive enough. After a career spanning 40 years, Daniel Kahneman’s elegant experiments led to a 2002 Nobel prize, but they did not require costly equipment or large squads of staff. This kind of research would be devalued in the current system for not generating enough research income.

But there is a deeper concern about changes in our scientific culture. The system of valuing high-impact publications and expensive grants has rewarded those who achieve these goals, and who have a vested interest in perpetuating the status quo. In effect, we may be driving out the very people we need to retain: those who are interested in science as an end in itself, rather than as a way of achieving personal advancement.

 

Journals weisen Kunden ab — und sind stolz drauf

20. Januar 2015 von Laborjournal

In seinen Autoren-Richtlinien schreibt Nature, dass es nur 7 bis 8 % der jährlich eingereichten Manuskripte tatsächlich ins gedruckte Heft schaffen.

Bei Science dagegen erblicken nach eigenen Angaben weniger als 7 % der eingereichten Manuskripte das Licht der Publikation.

Ähnlich schwierig kommt man ins British Medical Journal, das umgekehrt eine Rejection Rate von 93 % angibt.

Doch es geht noch knauseriger: The Lancet druckt gerade mal jedes zwanzigste Manuskript ab, und auch das New England Journal of Medicine macht unter der Überschrift „What to expect“ gnadenlos klar:

We publish only the top 5% of the 5,000 research submissions we receive each year.

Mit Annahmequoten von 15 % nehmen sich dagegen etwa Cell und Cancer Research  fast schon großzügig aus.

Auf gleichem Level stand vor kurzem auch das Journal of Cell Biology — allerdings schien die Tendenz damals schon fallend:

[…] our acceptance rate continues to fall (currently at an incredibly selective ~15%)

Interessanterweise beteuern all diese Edelblätter immer wieder in trauter Einigkeit, dass sie ja keineswegs plusminus 90 % Schrott-Manuskripte geschickt bekommen. Vielmehr müssen sie zu ihrem extremen Bedauern all diese wunderschönen „1B-Arbeiten“ leider deswegen ablehnen, weil sie eben nur begrenzt Platz im gedruckten Heft haben. Wäre dies nicht der Fall, dann… ja, dann…

Warum haben dann aber manche E-Journale ähnlich hohe Ablehnungsraten?

Klar, die sogenannten Mega-Journals nicht — PLoS ONE nimmt knapp 70 %der Manuskripte an, Peer J ebenfalls zwischen 60 bis 70 %. Hier stehen ja auch bewusst „lockerere“ Konzepte im Hintergrund — wie Peer J es etwa beschreibt:

[…] journals that ask peer reviewers to judge the merits of a manuscript based solely on the soundness of its methodology and conclusions, rather than novelty or expected impact.

Bei eLife geht’s dann aber mit nur noch 25 % angenommenen Manuskripten wieder scharf runter. Und mit PLoS Biology und PLoS Medicine, die sich beide mit Ablehnungsraten von über 90 % rühmen, ist man dann endgültig wieder auf dem Niveau der altehrwürdigen, gedruckten Edelblätter angekommen.

Geht es denen — im Umkehrschluss des obigen Peer J-Zitats — mit der unverändert scharfen Selektion doch vor allem um das Zurechtkneten eines hohen Impact-Faktors? Nicht wenige vermuten es (siehe etwa hier).

Wenn aber all die abgelehnten Manuskripte tatsächlich so gut sind, wie alle beteuern — dann wird die ganze Absurdität dieses hochgezüchteten Selektionsprozesses durch die erwähnten E-Journals mit ihrem praktisch unbegrenzten Publikationsplatz nochmals eine Umdrehung weiter getrieben. Eine Absurdität, die der ehemalige Chief Editor des British Medical Journals, Richard Smith, vor einiger Zeit in seinem Blog-Post „Why not auction your paper?“ sehr treffend folgendermaßen zuspitzte:

High impact journals have high rejection rates (over 90 %) and are proud of it. Who else apart from editors boast about how many customers they reject?

Best of Science Cartoons (32)

16. Januar 2015 von Laborjournal

Von Bill Whitehead

Erkaltete Nasen, erkältete Nasen

14. Januar 2015 von Laborjournal

„Geh‘ mit den nassen Haaren nicht raus in die Kälte! Du holst dir sofort ’ne Erkältung.“ Wer hat diese zwei Sätze nicht schon einmal gehört? Und tut sie heute als blöden Volksglauben ab. Aber ist er wirklich so blöd?

Sicher, es ist schon lange bekannt, dass keineswegs Kälte, sondern Viren Triefnasen und Halskratzen verursachen — vor allem Rhinoviren, wie auch gewisse Entero-, Corona- und Mastadeno-Viren.

Und klar, Kälte ist nicht mal eine notwendige Vorbedingung für Erkältungen — das wurde oft genug explizit getestet. Schließlich bekommt man Erkältungen ja durchaus auch in der warmen Jahreszeit. Und wie oft ausgerechnet im wohlverdienten Sommerurlaub.

So gesehen, spielt Kälte also allenfalls eine doppelt indirekte Rolle bei Erkältungen: Wenn es draußen kalt ist, hält man sich häufiger und länger mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen auf und lüftet auch weniger — woraufhin die Viren per Tröpfcheninfektion leichter den Weg von einer Schleimhaut zur anderen finden.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Mehr Mut zur Kultur

9. Januar 2015 von Laborjournal

Die Mikrobiologen gelten als einer der Hauptgewinner des explosiven Fortschritts in der Genomsequenzierung. Endlich, so frohlockten viele von ihnen, brauchen wir nicht mehr den lästigen und oftmals erfolglosen Weg über die Kultivierung im Labor gehen, sondern können Mikroorganismen direkt über ihre Genome im Computer studieren — insbesondere da viele von ihnen unter Laborbedingungen offenbar gar nicht kultivierbar sind.

Sicher öffneten die genomischen Methoden mannigfach Tür und Tor zum Studium von Mikroorganismen, die sich bis dato der Untersuchung mit herkömmlichen Methoden widersetzten — vielen kam man gar auf diese Weise überhaupt erst auf die Spur ihrer Existenz. Aber sorgten die neuen Möglichkeiten, auf vergleichsweise schlanke Art Genom- und Metagenom-Daten zu generieren, nicht womöglich auch dafür, dass man sich zu sehr von der Kultivierung und dem Studium der ganzen, lebenden Mikroorganismen abwandte? Lag vor diesem Hintergrund die Versuchung nicht allzu nahe, eine Bakterien- oder Pilzart kurzerhand und vorschnell für nicht-kultivierbar zu erklären — nur weil sie nicht umgehend auf der Platte wuchsen und man sie ja ohnedies auch „genomisch“ studieren konnte?  Diesen Beitrag weiterlesen »

Groteske Clowns

5. Januar 2015 von Laborjournal

Science Slams erfreuen sich großer Beliebtheit. Wir von Laborjournal haben das selbst erfahren, als wir auf der BIOTECHNICA 2013 mal einen mitveranstalteten (siehe hier).

Allerdings scheint diese Art Veranstaltung auch stark zu polarisieren. Zumindest drängt sich dieser Verdacht auf, wenn man liest, was der emeritierte Berliner Neuroforscher Randolf Menzel vor ziemlich genau einem Jahr in einem Festvortrag dazu bemerkte:

Lassen Sie mich mit einer Groteske beginnen, den science slam, also jener 7-minütigen Jux-Veranstaltung in der meist junge Wissenschaftler gegeneinander antreten und um den ersten Platz im Verkaufen ihrer Forschung kämpfen. Vielleicht haben Sie noch keine solche eher traurige als lustige Veranstaltung miterlebt. Sie haben auch nichts versäumt, und man kann nur hoffen, dass diese aus den USA zu uns herüber geschwappte Mode bald wieder vergeht, weil sich einerseits die Zuschauer nicht für dumm verkaufen lassen wollen und andererseits die Clown-Wissenschaftler aussterben.

Eine groteske Jux-Veranstaltung für Clown-Wissenschaftler also. Wer stimmt ihm zu? Wer widerspricht?

 

Ein tolles Jahr 2015…

1. Januar 2015 von Laborjournal

… wünscht die Laborjournal-Redaktion! Und vielleicht bringt das neue Jahr ja nicht nur unserem Forscher Ernst so manche neuen und überraschenden Erkenntnisse: