Bandenspuren

2. Juli 2014 von Laborjournal

Eine der „beliebtesten“ Methoden der Datenfälschung in Forschungsartikeln ist das mehrfache Kopieren und Einsetzen derselben Gelbanden. Man nimmt eine besonders schöne Bande, kopiert sie — und fügt sie in weiteren Gelpuren dort ein, wo im Original entweder keine oder wenigstens keine besonders eindrucksvollen Banden waren. Um die ganze Betrügerei zu tarnen, werden die kopierten Banden oftmals zuvor in Photoshop noch leicht verzerrt, im Kontrast verändert, vertikal und horizontal gespiegelt oder anders manipuliert.

Womit man den Kopierern jedoch weiterhin auf die Spur kommen kann, sind die spezifischen Gel- oder Scanfehler, die sich in den jeweiligen Banden geradezu diagnostisch widerspiegeln. Die inzwischen weithin berüchtigte Fälschungsjägerin (oder -jäger), die sich hinter dem Pseudonym Clare Francis verbirgt, machte uns beispielsweise kürzlich auf diesen Gelausschnitt aufmerksam (auf das Bild klicken für eine vergrößerte Version):

Sofort fällt auf, dass die Banden 1, 3 , 5 und 7, wie auch die Banden 2, 4 und 6 formgleich sind. Solche nahezu deckungsgleichen Formen können bis zu einer gewissen Grenze natürlich dadurch entstehen, dass ähnliche Proben unter identischen Laufbedingungen im gleichen Gel liefen. Jetzt schauen wir uns aber die Banden 2, 4 und 6 mal genauer an. Vor allem in der vergrößerten Version erkennt man, dass jede einzelne am rechten oberen Rand einen auffälligen weißen Punkt an exakt der gleichen Stelle enthält (es gibt noch mindestens einen weiteren, nicht ganz so auffälligen rechts von der Mitte). Solche „Punkte“ haben nun rein gar nichts mit den physikalischen Laufbedingungen des Gels zu tun, sondern resultieren entweder aus lokalen „Gelfehlern“ (etwa eingeschlossenen Partikeln oder Luftblasen) oder aus wiederum lokalen Störungen im Gelscan. Dass solche streng lokalen Ereignisse zufälligerweise und völlig unabhängig voneinander dreimal ein und denselben „weißen Punkt“ in drei sowieso schon formidentischen Banden verursachen — dafür dürfte die Wahrscheinlichkeit praktisch Null sein.

Clare Francis‘ Urteil ist klar: Diese Abbildung wurde durch multiple Bandenduplikation manipuliert. Und wir finden dafür ehrlich gesagt auch keine andere Erklärung. Vielleicht jemand anders?

(Übrigens geben wir hier bewusst nicht preis, aus welcher Veröffentlichung der gezeigte Gelausschnitt stammt. Wir werden zunächst die Autoren und das betreffende Journal um Stellungnahmen zu den „Befunden“ ersuchen.)

Und auch auf die Gefahr hin, Fälschungswillige weiter zu motivieren: Leider lassen sich mit ein bisschen mehr Photoshop-Arbeit auch die Formähnlichkeit der Banden und solche verräterischen Störungsmuster leicht beseitigen. Traurig, aber wahr. Wer weiß, in wie vielen Publikationen auf diese Weise bereits effektiv „alle Spuren verwischt“ wurden.